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Der Weg zum Cadre 71/2: Irrwege und Kurioses

Der folgende Artikel wurde von Heinrich WEINGARTNER im Jahre 1991 anlässlich der 20. Weltmeisterschaft im Cadre 71/2 im Programmheft der Veranstaltung veröffentlicht. Das Turnier fand vom 3. bis 6. Oktober 1991 im Volkshaus Mürzzuschlag statt. Österreich war durch STEPHAN HORVATH und FRANZ STENZEL vertreten. Das zugehörige Programmheft umfasste fast 60 Seiten. 

 

Bereits vor 100 Jahren gab es Anregungen, die gängige Aufteilung der Spielfläche beim Cadre abzuändern. 1895 trat der Alt-Profi MAT WARD aus Brooklyn mit der Idee an die Öffentlichkeit, die Spielfelder in 8 gleiche Felder zu teilen. Diese Spiel kann man ebenso Cadre 71/2 nennen! Im Unterschied zum heute gebräuchlichen wurde zusätzlich von der Mitte der langen Bande ausgehend eine Linie gezogen.

Da das Spiel im Gegensatz zum populären Klein-Cadre (damals Cadre 45/2) zu schwer war, geriet es in Vergessenheit. 


Ein weiterer Erfinder des Cadre 71/2 wird um 1910 erwähnt: E. FERANDIER, der Direktor der französischen Filiale der Brunswick-Comanie. Er teilte das Billard vermutlich auf nachstehende Weise.

Ob ihm bekannt gewesen ist, dass bereits im Februar 1899 der deutsche Profi WOERZ gegen den Amateur NASSAU in Essen auf einem 2,20 * 1,10 großen Billard in dieser „Vierfeld-Cadre“ genannten Partie antrat, weiß man nicht.


ERICH HAGENLOCHER, der in der Zwischenkriegszeit als Profi in Amerika tätig war, berichtete über ein Cadre 71/2 Spiel das nach einer anderen Formel ausgetragen wurde. Es ist aber auch durchaus möglich, dass auch E. FERANDIER diese Einzeichnung wählte, da keine Skizze vorhanden ist sondern nur ein Bericht über vier gleich große Rechtecke.

Eine „Kreuzcadre“ genannte Einzeichnung wählte Deutschlands Billardheros aus Berlin HUGO KERKAU im Jänner 1898, als er gegen den Bayern WOERZ antrat.

Mitte der 80-er Jahre des vorletzten Jahrhunderts versuchte man in den USA eine Einzeichnung einzuführen, der man den Titel „Space Game“ gab. Es fanden nur drei unbedeutende Wettkämpfe statt.

Die Versuche das Cadrespiel zu modifizieren reichen bis in die heutige Zeit. Die Generalversammlung des Weltverbandes beschloss 1955 in Paris die Einführung einer neuen Cadreart. Der geistige Vater war Ägyptens Aushängeschild EDMOUND SOUSSA, der bereits verantwortlich war, das das Cadre 71/2 wieder zum Leben erweckt wurde.

Auch der letzte Versuch, den bereits klassischen Cadrearten 47/2 bzw 47/1 und 71/2 etwas Neues entgegenzusetzen, ging daneben. 1969 wurde unter dem Titel „Neocadre“ im belgischen Courcelles eine Europameisterschaft veranstaltet. HANS VULTINK gewann mit 48,29 GD vor LEO CORIN (40,06) und DIETER MÜLLER (36,30). Die geringe Resonanz veranlasste den Europaverband diese Spielart sanft entschlummern zu lassen.